Akif Pirincci: Slam

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Rezension zu Akif Pirinçcis Roman Slam: Dem Islam gehört die Zukunft!

Eine Buchbesprechung von Jenni Flieg

Akif-Slam

Dem Islam gehört die Zukunft – Er nennt sich allerdings nur noch “Slam” und bedeutet Frieden. Anfangs gab es noch einige Rebellen und Widerstände gegen die “Schöne Neue Welt” und es dauerte Jahrhunderte, bis der Islam politisch und religiös auf der ganzen Welt eingeführt war und endlich Frieden herrschte. Im Gegensatz zu Akif Pirinçcis “Yin” besteht das Paradies auf Erden aber nicht mehr nur aus Frauen, sondern jetzt nur noch aus Männern: Im öffentlichen Bewusstsein sind Frauen nicht mehr präsent und auch als Erinnerung sind sie vollständig getilgt.

Am Anfang des Romans bekommt man einen guten Einblick in diese weich gespülte Männergesellschaft. Alles ist so friedlich und arbeiten muss man nur noch, wenn Langeweile droht. Es ist aber eine kantige Welt und der Protagonist Karim fühlt sich mit seiner geheimen Sehnsucht nach den Rundungen des Lebens auch irgendwie krank, wenn er heimlich Ecken und Kanten seines Mobiliars mit der Feile etwas abrundet.

In Karim haben wir den Systemfehler, den jedes System braucht, um nicht in einer paradiesischen Erstarrung zu enden. Mit Karim und seiner manischen Suche nach Rundem blicken wir langsam hinter die Kulissen des Systems. Diese Suche zieht auch den Leser in seinen Bann und macht den Reiz dieses Romans aus. Doch bald schon vermischt sich die Realität mit der Virtualität von “EVA” – so nennt sich das System des “SLAM” – und Karim muss gegen die virtuellen Schergen um sein Leben kämpfen. Dieser Kampf erinnert sehr stark an Szenen aus MATRIX, aber nicht nur das: Karim erfährt schließlich auch, was mit den Frauen geschehen ist. Was ursprünglich als allumfassendes Gesundheitssystem “EVA” geplant war, hat sich zur AI, zur künstlichen Intelligenz, entwickelt. Aus diesem höheren Bewusstsein heraus hat es die Frauen vor den aggressiven und gewalttätigen Männern schützen müssen.

Im Roman bekommen wir einen guten Einblick in die Grundlagen der Evolution. Der Baldwin-Effekt wird erklärt und warum er die Grundlage für den Siegeszug des Islams war. Was früher andere Ideologien, wie zum Beispiel der Kommunismus, mit ihrer „Historischen Mission Weltfrieden“ nicht geschafft haben, gelingt allein dem Islam. Akif Pirinçci nimmt die religiösen und gesellschaftlichen Aussagen dieser Religion ernst, was man ihm und seinem Schreib-Team hoch anerkennen muss. Er führt damit aber das religiöse Gesellschaftssystem ad absurdum.

Dieser Roman stellt eine neue Methode der Romanproduktion dar: Schreiben, Lektorierung und Veröffentlichung innerhalb eines Monats. Man kann also den gewohnten Sprachstil von Akif  Pirinçci nicht erwarten, das mag enttäuschend für seine Fans sein. Weitere Autoren: Jutta Schützdeller, E.M. Jungmann, Markus Günther.

Letztendlich ist auch der Roman SLAM eine weitere dystopische Variante des Fermi-Paradoxons: “Jede höher entwickelte Zivilisation im Universum verliert 100 Jahre nach der Entdeckung der Atomkraft das Interesse an einer Weiterentwicklung oder vernichtet sich selbst. “

Wäre es nicht so, dann wäre die Suche nach Aliens von Erfolg gekrönt. 100 Jahre nach der Entdeckung der Atomenergie hinterlässt eine Zivilisation Spuren im Weltall. Wir sind ja nicht die erste Sonnengeneration und höhere Zivilisationen hätten genügend Zeit gehabt, sogar mit dem Stand unserer Technik, die gesamte Galaxis zu bevölkern.

Außer der totalen Vernichtung der Zivilisation, gibt es noch andere Lösungen des Fermiparadoxons: Z. B. eine Umkehrung der menschlichen Evolution hin zu religiös, mittelalterlichen Gesellschaften – das nenne ich dystopisch. Da geht das Interesse an einer Eroberung des Weltalls verloren. Können wir nicht die Ansätze dazu schon beobachten? Aber vielleicht sind wir ja die Wildcard des Alls und uns steht keine Dystopie sondern eine Utopie bevor. Der Kulminationspunkt ist 2045, da treffen die Technologische Singularität und das Fermi-Paradoxon zusammen.  Wen das Thema interessiert, auf meiner HP beginne ich mit einer Dystopie dazu.

Fazit

Die philosophischen Hintergründe sind die Stärken von SLAM, die Handlungen sind es weniger. Über zu viel Ungereimtheiten muss man hinweglesen. Besonders sind die übermenschlichen Kämpfe mit EVA nicht nachvollziehbar, es sei denn, man stellt sie sich als Hollywoodproduktion vor. Der Schluss enttäuscht und man vergisst ihn ganz schnell wieder. Trotzdem ist das Buch empfehlenswert und der Leser wird es bis zum Schluss lesen (müssen).

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